Risiko- und Chancensituation
Im Folgenden werden die wesentlichen Ergänzungen und neuen Entwicklungen zu der im zusammengefassten Lagebericht im Geschäftsbericht 2021 dargestellten Risiko- und Chancensituation ausgeführt. Ferner wird auf den „Haftungsausschluss“ am Ende dieses Berichts verwiesen.
Risiken aus dem makroökonomischen Umfeld. Die Unsicherheit über die weltwirtschaftliche Entwicklung hat sich im ersten Quartal 2022 deutlich erhöht. Neben der Coronavirus-Pandemie mit ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft und das gesellschaftliche Zusammenleben hat der Krieg in der Ukraine den Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung deutlich verschlechtert. Ein Liefer- oder Importstopp für russische Energieträger könnte insbesondere bei Erdgas zu weltweit steigenden Energiepreisen und zu gravierenden Versorgungsengpässen v. a. für unsere Segmente Deutschland und Europa führen. Auch wenn die Pandemie für die Telekommunikation bis dato nur eingeschränkt negative Auswirkungen zeigte, so könnte eine Intensivierung des Pandemiegeschehens zu einer Verlängerung und Ausweitung der angebotsseitigen Engpässe führen. In diesem Zusammenhang stellt die zentrale Rolle Chinas für die globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten in Kombination mit der dortigen Null-Toleranz-Strategie ein besonderes Risiko dar. Die Kombination weiterer Energiepreisanstiege und anhaltender Lieferengpässe birgt das Risiko einer Stagflation, d. h. einer Situation mit ausbleibendem oder negativem Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig hoher Inflation. Dies kann zu Preiserhöhungen bei Einkaufsprodukten führen. Zudem könnte sich das Kaufverhalten der Kunden ändern, indem sie in günstigere Tarife wechseln. Ähnliche Entwicklungen könnte es auch in den USA geben, wo die pandemiebedingten Hilfsprogramme der Regierung auslaufen. Des Weiteren wird mit steigenden Zinsen in den USA und mittelfristig in Deutschland gerechnet, was ebenfalls zu weniger Investitionen und sinkendem Konsum führen kann. Zusätzliche Risiken könnten eventuell aus weiteren geopolitischen Konflikten und der Unsicherheit aus internationalen Handelskonflikten resultieren. Wir sehen daher für unsere Segmente Deutschland, USA und Europa eine Verschlechterung der makroökonomischen Situation und erhöhen die Risikobedeutung von gering auf mittel.
Einkauf- und Lieferantenrisiken. Die Lieferketten der Deutschen Telekom werden aktuell durch einige Faktoren negativ beeinflusst, z. B. durch Verknappung von Halbleiter-Chips, die Coronavirus-Pandemie, geopolitische Spannungen und den Krieg in der Ukraine. Bei den Halbleiter-Chips besteht seit einigen Quartalen ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt. Zusätzlich behindern Einschränkungen durch Pandemie-Maßnahmen (z. B. Lockdowns in asiatischen Ländern) und die Geopolitik (z. B. Technologie-Sanktionen der USA) die globale Logistikstabilität der Rohstoffe für die Produktion von Chips und zugehörige Prozesse wie Verpackung und Tests. Des Weiteren steigen die allgemeinen Kosten von Halbleiter-Materialien, der Produktion und der globalen Logistik und führen zu generellen Preiserhöhungen für Produkte und Dienstleistungen. In Europa treten gerade Lieferverzögerungen auf. Kurzfristige Engpässe konnten jedoch durch Maßnahmen vermieden werden. Ebenfalls könnte es in den USA zu Bestandsengpässen kommen. Mittelfristig wird durch den Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten mit einer Entspannung gerechnet. Die Risikobedeutung der Risikokategorie „Einkauf- und Lieferantenrisiken“ hat sich von gering auf mittel erhöht, da sich die Lage kurzfristig durch die Schließung von chinesischen Häfen und nicht absehbaren Folgen des Ukraine-Kriegs verschärfen könnte. Zusätzlich wird es inflationsbedingt einen Anstieg der Produktpreise geben. Den Herausforderungen begegnen wir mit organisatorischen, vertraglichen und einkaufsstrategischen Maßnahmen. So besteht z. B. seit Anfang 2021 die konzernweite „Supply Chain Resilience“. Hier werden in regelmäßigen Intervallen die Risikosituation bewertet und bei Notwendigkeit entsprechende Mitigierungsmaßnahmen eingeleitet und deren Umsetzung überwacht.
Rechtsverfahren
Verfahren gegen T‑Mobile US wegen Cyberangriff auf T‑Mobile US. Wie im zusammengefassten Lagebericht im Geschäftsbericht 2021 berichtet, wurden aufgrund des Cyberangriffs Verbrauchersammelklagen gegen T‑Mobile US sowie eine Aktionärsklage (Derivative Action) gegen die Mitglieder des Verwaltungsrats (Board of Directors) der T‑Mobile US erhoben. Die Aktionärsklage (Derivative Action) gegen die Mitglieder des Verwaltungsrats (Board of Directors) der T‑Mobile US wurde zwischenzeitlich vom Kläger zurückgenommen.
Kartellverfahren
Schadensersatzklagen gegen Slovak Telekom infolge einer Bußgeldentscheidung der Europäischen Kommission. Wie im zusammengefassten Lagebericht im Geschäftsbericht 2021 berichtet, haben Wettbewerber im Anschluss an eine Bußgeldentscheidung der Europäischen Kommission Klage vor dem Zivilgericht in Bratislava gegen Slovak Telekom erhoben. Nachdem in der Berichtsperiode eine weitere Klage bei Gericht eingereicht wurde, sind derzeit drei Klagen in Höhe von insgesamt 219 Mio. € zuzüglich Zinsen anhängig. Die finanziellen Auswirkungen können derzeit nicht ausreichend verlässlich geschätzt werden.
Einschätzung zur Gesamtrisikosituation
Die Gesamtrisikosituation hat sich im Vergleich zu der im zusammengefassten Lagebericht im Geschäftsbericht 2021 dargestellten Risiko- und Chancensituation aufgrund des Kriegs in der Ukraine und den daraus resultierenden Folgen für die Weltwirtschaft verschlechtert. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts sind in unserem Risiko-Management-System, wie auch nach Einschätzung unseres Managements, keine wesentlichen Risiken absehbar, die den Bestand der Deutschen Telekom AG oder eines wesentlichen Konzernunternehmens gefährden könnten.