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Risiko- und Chancensituation

Im Folgenden werden die wesentlichen Ergänzungen und neuen Entwicklungen zu der im zusammengefassten Lagebericht im Geschäftsbericht 2021 dargestellten Risiko- und Chancensituation ausgeführt. Ferner wird auf den „HaftungsausschlussHaftungsausschluss“ am Ende dieses Berichts verwiesen.

Risiken aus dem makroökonomischen Umfeld. Die Unsicherheit über die weltwirtschaftliche Entwicklung ist weiterhin hoch. Der Krieg in der Ukraine hat den Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung deutlich verschlechtert. Eine Konsequenz sind die stark gestiegenen Energiepreise, welche zu höheren Energie-, Transport- und Herstellungskosten führen. Ein Lieferstopp für russische Energieträger könnte zu weltweit steigenden Energiepreisen und Versorgungsengpässen v. a. für unsere operativen Segmente Deutschland und Europa führen. Zusätzlich hat die Coronavirus-Pandemie immer noch Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und das gesellschaftliche Zusammenleben. Auch wenn die Pandemie bis dato nur eingeschränkt negative Auswirkungen für die Telekommunikation zeigte, so könnte eine Intensivierung des Pandemiegeschehens zu einer Verlängerung und Ausweitung der angebotsseitigen Engpässe führen. In diesem Zusammenhang stellt die zentrale Rolle Chinas für die globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten in Kombination mit der dortigen Null-Toleranz-Strategie ein besonderes Risiko dar. Die Kombination aus weiter steigenden Preisen und anhaltenden Lieferengpässen birgt das Risiko einer Stagflation, d. h. einer Situation mit ausbleibendem oder negativem Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig hoher Inflation. Dies kann zu weiteren Preiserhöhungen bei Einkaufsprodukten führen. Zudem könnte sich das Kaufverhalten der Kunden ändern, indem sie in günstigere Tarife wechseln und es könnten mehr Zahlungsausfälle auftreten. Ähnliche Entwicklungen könnte es auch in den USA geben, wo die pandemiebedingten Hilfsprogramme der Regierung auslaufen. Des Weiteren wird mit steigenden Zinsen in den USA, in Europa und in Deutschland gerechnet, was ebenfalls zu weniger Investitionen und sinkendem Konsum führen kann. Steigende Zinsen können die Zinszahlungen erhöhen. Zusätzliche Risiken könnten eventuell aus weiteren geopolitischen Konflikten und der Unsicherheit aus internationalen Handelskonflikten resultieren. Wir sehen daher für unsere Segmente Deutschland, USA und Europa eine Verschlechterung der makroökonomischen Situation und erhöhen die Risikobedeutung von gering auf mittel.

Einkauf- und Lieferantenrisiken. Die Lieferketten der Deutschen Telekom werden aktuell durch einige Faktoren negativ beeinflusst, z. B. durch Verknappung von Halbleiter-Chips, die Coronavirus-Pandemie, geopolitische Spannungen und den Krieg in der Ukraine. Bei den Halbleiter-Chips besteht seit einigen Quartalen ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt. Zusätzlich behindern Einschränkungen durch Pandemie-Maßnahmen (z. B. Lockdowns in asiatischen Ländern) und die Geopolitik (z. B. Technologie-Sanktionen der USA) die globale Logistikstabilität der Rohstoffe für die Produktion von Chips und zugehörige Prozesse wie Gehäusefertigung und Tests. Des Weiteren steigen die allgemeinen Kosten von Halbleiter-Materialien, der Produktion und der globalen Logistik und führen zu generellen Preiserhöhungen für Produkte und Dienstleistungen. In Europa treten gerade Lieferverzögerungen auf. Kurzfristige Engpässe konnten jedoch durch Maßnahmen vermieden werden. Ebenfalls könnte es in den USA zu Bestandsengpässen kommen. Für die Halbleiter-Verfügbarkeit wird mittelfristig durch den Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten mit einer Entspannung gerechnet. Daneben steigen, teilweise inflationsbedingt, die allgemeinen Kosten von Halbleiter-Materialien, der Produktion, der globalen Logistik, Energie und Arbeitslöhnen und führen zu generellen Preiserhöhungen für Produkte und Dienstleistungen. Die Risikobedeutung der Risikokategorie „Einkauf- und Lieferantenrisiken“ hat sich von gering auf mittel erhöht, da sich die Lage durch die chinesische Null-Covid-Politik und u. a. der damit verbundenen Schließung von chinesischen Häfen sowie nicht absehbaren Folgen des Ukraine-Kriegs verschärfen könnte. Den Herausforderungen begegnen wir mit organisatorischen, vertraglichen und einkaufsstrategischen Maßnahmen. So besteht z. B. seit Anfang 2021 die konzernweite „Supply Chain Resilience“. Hier werden in regelmäßigen Intervallen die Risikosituation bewertet und bei Notwendigkeit entsprechende Mitigierungsmaßnahmen eingeleitet und deren Umsetzung überwacht.

Rechtsverfahren

Klagen wegen Entgelten für die Mitbenutzung von Kabelkanalanlagen. In den vom BGH an die zuständigen Oberlandesgerichte zurückverwiesenen Klagen der Vodafone Deutschland GmbH und der Vodafone Hessen et al. (jetzt Vodafone West GmbH) gegen die Telekom Deutschland GmbH wegen vermeintlich überhöhter Entgelte für die Nutzung von Kabelkanalanlagen, hat die Klägerin Vodafone Deutschland GmbH zwischenzeitlich ihre Klageanträge aktualisiert und beziffert diese nun auf ca. 749 Mio. € zuzüglich Zinsen für den Zeitraum 1. Januar 2012 bis 31. Dezember 2021. Die finanziellen Auswirkungen können derzeit nicht ausreichend verlässlich geschätzt werden.

Verfahren gegen T‑Mobile US wegen Cyberangriff auf T‑Mobile US. Wie im zusammengefassten Lagebericht im Geschäftsbericht 2021 berichtet, wurden aufgrund des Cyberangriffs Verbrauchersammelklagen gegen T‑Mobile US sowie eine Aktionärsklage (Derivative Action) gegen die Mitglieder des Verwaltungsrats (Board of Directors) der T‑Mobile US erhoben. Die Aktionärsklage (Derivative Action) gegen die Mitglieder des Verwaltungsrats (Board of Directors) der T‑Mobile US wurde zwischenzeitlich vom Kläger zurückgenommen. Am 22. Juli 2022 hat T‑Mobile US eine Vereinbarung zur Beilegung der bundesgerichtlichen Verbrauchersammelklage in Höhe von 350 Mio. US‑$ (331 Mio. €) abgeschlossen. Darüber hinaus sagt T‑Mobile US zu, in den Jahren 2022 und 2023 insgesamt 150 Mio. US‑$ (142 Mio. €) für Datensicherheit und damit verbundene Technologien auszugeben. Der Vergleich unterliegt noch der gerichtlichen Genehmigung. Weitere Verfahren, die infolge des Cyberangriffs anhängig gemacht wurden, sind weiterhin anhängig. T‑Mobile US hat im Zusammenhang mit dem geschlossenen Vergleich und den weiteren anhängigen Verfahren bilanzielle Risikovorsorge in Höhe von insgesamt rund 0,4 Mrd. US‑$ (rund 0,4 Mrd. €) getroffen. Im Hinblick auf die Anfragen von verschiedenen staatlichen Behörden, Strafverfolgungsbehörden und anderen Stellen kooperiert T‑Mobile US weiterhin vollumfänglich. Derzeit kann das sich hieraus ergebende finanzielle Risiko nicht ausreichend verlässlich geschätzt werden.

Kartellverfahren

Schadensersatzklagen gegen Slovak Telekom infolge einer Bußgeldentscheidung der Europäischen Kommission. Wie im zusammengefassten Lagebericht im Geschäftsbericht 2021 berichtet, haben Wettbewerber im Anschluss an eine Bußgeldentscheidung der Europäischen Kommission Klage vor dem Zivilgericht in Bratislava gegen Slovak Telekom erhoben. Nachdem in der Berichtsperiode eine weitere Klage bei Gericht eingereicht wurde, sind derzeit drei Klagen in Höhe von insgesamt 219 Mio. € zuzüglich Zinsen anhängig. Die finanziellen Auswirkungen können derzeit nicht ausreichend verlässlich geschätzt werden.

Einschätzung zur Gesamtrisikosituation

Die Gesamtrisikosituation hat sich im Vergleich zu der im zusammengefassten Lagebericht im Geschäftsbericht 2021 dargestellten Risiko- und Chancensituation aufgrund des Kriegs in der Ukraine und den daraus resultierenden Folgen für die Weltwirtschaft verschlechtert. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts sind in unserem Risiko-Management-System, wie auch nach Einschätzung unseres Managements, keine wesentlichen Risiken absehbar, die den Bestand der Deutschen Telekom AG oder eines wesentlichen Konzernunternehmens gefährden könnten.