Wirtschaftliches Umfeld
Im Folgenden werden Ergänzungen und neue Entwicklungen zu der im zusammengefassten Lagebericht im Geschäftsbericht 2021 dargestellten Situation des wirtschaftlichen Umfelds ausgeführt. Hierbei wird auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den ersten sechs Monaten 2022, die zurzeit wesentlichen gesamtwirtschaftlichen Risiken sowie auf das regulatorische Umfeld eingegangen. Ein gesamtwirtschaftlicher Ausblick ist momentan nur bedingt möglich, da mit dem Krieg in der Ukraine und seinen Folgen die wirtschaftliche Unsicherheit und die Abwärtsrisiken erheblich gestiegen sind.
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung
Der Krieg in der Ukraine hat den Ausblick auf die weltwirtschaftliche Entwicklung deutlich verschlechtert. Als Reaktion auf den Angriff sind umfassende Sanktionen gegen Russland verhängt worden, die das Land weitgehend von den internationalen Finanzmärkten ausschließen und den Warenhandel deutlich einschränken. Darüber hinaus belasten zunehmende Sorgen um Europas Energieversorgung, hohe Preissteigerungsraten, steigende US-Leitzinsen und Lieferengpässe v. a. wegen der Corona-Lockdowns in China den Konjunkturausblick.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung hat der Internationale Währungsfonds (IWF) im Juli 2022 seine Prognosen nochmals nach unten revidiert und rechnet nunmehr mit einem Wachstum der weltweiten Wirtschaftsleistung von 3,2 % für das laufende Jahr und lediglich 2,9 % für das Jahr 2023.
Für die deutsche Wirtschaft liegt die Konsensus-Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bei 1,6 % und für den Anstieg der Verbraucherpreise bei 7,2 % im laufenden Jahr. Unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine und seiner wirtschaftlichen Folgen hat sich das Geschäftsklima in der Gesamtwirtschaft und auch in der Digitalbranche eingetrübt. Im Mai 2022 gab der Bitkom-ifo-Digitalindex für die aktuelle Geschäftslage nach, auch die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate gingen deutlich zurück.
Die Volkswirtschaften unserer Kernmärkte in Nordamerika und Europa werden in diesem Jahr wachsen, wenn auch in geringerem Maße als vor Beginn des Ukraine-Kriegs prognostiziert. Laut Konsensus-Prognose soll die Wirtschaftsleistung in den USA im laufenden Jahr um 2,1 % wachsen, in der Eurozone um 2,7 %. Die Europäische Zentralbank hat im Juli 2022 ihre Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte erhöht und weitere Anhebungen in Aussicht gestellt. In den USA hat die US-Notenbank zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate ihren Leitzins im Juli 2022 nochmals um 0,75 Prozentpunkte angehoben (die vierte Leitzinserhöhung im laufenden Jahr) und weitere Erhöhungen signalisiert.
Gesamtwirtschaftliche Risiken
Die umfangreichen Zinserhöhungen in den USA stellen ebenso ein beträchtliches Konjunkturrisiko dar wie die reduzierten russischen Erdgaslieferungen in Europa. Weitere Risiken resultieren aus den Auswirkungen der Lockdown-Maßnahmen in China auf die globalen Lieferketten und aus einer erneuten Intensivierung des weltweiten Pandemiegeschehens. Vor diesem Hintergrund sind die Risiken einer Rezession in den USA und in Europa deutlich angestiegen.
Regulierung
Europäische Roaming-Regulierung. Am 1. Juli 2022 trat die neue Roaming-Verordnung in der Europäischen Union in Kraft. Dadurch wurde die bisherige Roaming-Regulierung bis zum Jahr 2032 verlängert und erweitert. Die seit 2017 bestehenden Vorgaben zu „Roam like at Home“, wonach Endkunden innerhalb der Europäischen Union zu nationalen Bedingungen telefonieren und Datenvolumen nutzen können, galten zunächst für 5 Jahre und wurden nun für weitere 10 Jahre verlängert. Zusätzlich wurden neue Transparenzvorschriften eingeführt und festgelegt, dass die Qualität von Roaming-Leistungen gegenüber dem Leistungsumfang im Heimatland nicht reduziert werden soll. Für entsprechende Vorleistungen zwischen den Netzbetreibern wurden neue, niedrigere Preisobergrenzen bis 2031 festgelegt, die 2024/2025 erneut überprüft werden sollen. Zuvor diskutierte Verschärfungen bei der Regulierung von Telefongesprächen und SMS zwischen Mitgliedsländern der Europäischen Union sind in die finale Verordnung nicht aufgenommen worden.
Entgeltgenehmigung für kupferbasierte Vorleistungen in Deutschland für 10 Jahre. Am 28. Juni 2022 veröffentlichte die Bundesnetzagentur (BNetzA) ihren finalen Beschluss, wonach die Entgelte für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) für den Zeitraum Juli 2022 bis Juni 2032, also erstmalig für 10 Jahre, festgelegt werden. Demnach gelten seit dem 1. Juli 2022 10,65 €/Monat bzw. 6,92 €/Monat für die wichtigsten Entgelte (Überlassung der Kupferleitung für die längere Strecke zwischen Endkunde und Hauptverteiler im Gebäude der Telekom bzw. für die kürzere Strecke zwischen Endkunde und Kabelverzweiger auf der Straße) und ab dem 1. Juli 2027 um 4 % erhöhte Entgelte von 11,08 €/Monat und 7,20 €/Monat.
BNetzA Entscheidung für die Zugangsregulierung inklusive Zugang zu FTTH-Netzen. Am 21. Juli 2022 hat die BNetzA ihre Entscheidung zur zukünftigen Regulierung des Zugangs zum Kupfer- und Glasfasernetz der Deutschen Telekom veröffentlicht. Vorangegangen waren nationale und internationale Konsultationen. Gegenüber der bisherigen Regulierung ergeben sich für FTTH-Netze Regulierungserleichterungen, indem künftig weder eine ex-ante- noch eine Zugangsregulierung vorgesehen ist. Stattdessen wird das auch im neuen Telekommunikationsgesetz verankerte Prinzip der „Gleichwertigkeit des Zugangs“ (Equivalence of Input, EoI) umgesetzt. Das Konzept sieht vor, dass Vorleistungsnachfrager auf dieselben sachlichen und personellen Ressourcen zugreifen können wie der Vertrieb der Deutschen Telekom. Auch bei der Regulierung von Layer2 (VDSL) wird die BNetzA künftig von der herkömmlichen ex-ante-Regulierung absehen und die Entgelte einer Anzeigepflicht unterwerfen. Die bis Ende 2031 vereinbarten sog. Commitment-Verträge haben auch nach erweiterter Prüfung den Nachbildbarkeitstest bestanden. Die Entscheidung sieht weiterhin vor, dass die Deutsche Telekom Zugang zu Leerrohren und oberirdischen Linien gewähren muss. Die konkreten Zugangskonditionen werden in nachfolgenden Verfahren festgelegt.
Frequenzvergabe
In den USA endete am 4. Januar 2022 die Assignment-Phase der Auktion 110, bei der die Federal Communications Commission (FCC) 100 MHz im Bereich 3.450 bis 3.550 MHz vergeben hat. T‑Mobile US konnte sich insgesamt 199 Lizenzen für 2,9 Mrd. US‑$ (2,6 Mrd. €) sichern. Im ersten Quartal 2022 hat OTE in Griechenland erfolgreich an der Frequenzvergabe im 430 MHz-Band teilgenommen und Spektrum für rund 1,2 Mio. € erworben. In der Slowakei wurde die 3,x GHz-Auktion im Mai 2022 mit Erfolg durchgeführt. Slovak Telekom sicherte sich 100 MHz für 16 Mio. €. Zudem einigten sich die vier etablierten Netzbetreiber auf eine neue Aufteilung (Reshuffling) des 1.800 MHz-Bands, sodass sie nun jeweils 2x 20 MHz zusammenhängend nutzen können. Für diese Aufteilung wurden die Lizenzen in der Folge für eine Gebühr von 8,9 Mio. € pro Netzbetreiber für 15 Jahre verlängert.
In Kroatien bereitet die Regulierungsbehörde eine Multiband-Auktion vor, deren Durchführung für das vierte Quartal 2022 erwartet wird. Nach einer ersten Konsultation im Frühjahr 2022 wird eine SMRA-Auktion erwartet. Finale Regeln und der Start der Vergabe sollen bis November/Dezember 2022 erfolgen. Nach wie vor gibt es keine Neuigkeiten zu dem in Polen verschobenen Starttermin für die 3.400 bis 3.800 MHz-Vergabe. Das Verfahren wird durch offene Gesetzgebungsverfahren aufgehalten. Es besteht weiterhin die Erwartung, dass vier 80 MHz-Lizenzen per SMRA und mit einem Cap von 80 MHz zu vergeben sind. Weitere Auktionsdetails sind noch offen. In der Tschechischen Republik wurde das Verlängerungsverfahren für die 2024 auslaufende 2.100 MHz-Lizenz von T‑Mobile Czech Republic formal eingeleitet. Bezüglich der ebenfalls 2024 endenden 900/1.800 MHz-GSM-Lizenz wird es eine eigene Prozedur geben, die für 2023 erwartet wird. Rumänien plant die Vergabe des 5G-Spektrums in den Bändern 700 MHz, 1.500 MHz, 2.600 MHz und 3.400 bis 3.800 MHz, die voraussichtlich noch im zweiten Halbjahr 2022 erfolgen soll. In den USA hat am 29. Juli 2022 die nächste Frequenzauktion 108 im Bereich 2,5 GHz begonnen. In Deutschland laufen die Nutzungsrechte für 800, 1.800 und 2.600 MHz Ende 2025 aus. Die BNetzA sieht noch erheblichen Klärungsbedarf zu verschiedenen Fragestellungen. Mit einer Entscheidung zur Vergabe ist daher nicht vor 2023 zu rechnen.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die wesentlichen laufenden und geplanten Frequenzvergaben wie Auktionen sowie Lizenzverlängerungen. Daneben gibt es in verschiedenen Ländern Hinweise auf in Kürze erwartete Frequenzvergaben.
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Erwarteter Vergabestart |
Erwartetes Vergabeende |
Frequenzbereiche |
Vergabeverfahren |
Aktuelle Hinweise |
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Kroatien |
Q4 2022 |
Q1 2023 |
800/900/1.800/2.100/2.600/ |
Auktion (SMRAa), |
Bisher unverkaufte Reste in 3.400 – 3.800 MHz und 26.000 MHz nur bei Interesse im Markt. |
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Polen |
H2 2022 |
H2 2022 |
3.400 – 3.800 |
Auktion (SMRAa), |
Neustart verzögert sich weiter durch politische Diskussionen um nationale Sicherheits-Richtlinien (Cyber Security Act). |
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Polen |
Q4 2022 |
Q2 2023 |
700/2.100/26.000 |
Auktion, |
Planungen für alle Bereiche noch unsicher wegen Diskussionen um Vergabemodelle, Abhängigkeit von Verabschiedung einer Sicherheits-Verordnung und Stillstand bei 700 MHz-Grenzkoordinierungsgesprächen mit Russland. |
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Rumänien |
H2 2022 |
H2 2022 |
700/1.500/2.600/ |
Auktion (SMRAa), |
Konsultation wurde im Juli 2022 durchgeführt und Vergabe soll in H2 2022 erfolgen. |
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Tschechische Republik |
Q2 2023 |
Q4 2023 |
900/1.800/2.100 |
2.100 MHz Verlängerungsprozedur |
900/1.800 MHz-GSM-Lizenz und 2.100 MHz-UMTS-Lizenz von TMCZ enden 2024. Verlängerungsverfahren für 900/1.800 MHz in 2023 erwartet. 2.100 MHz Verlängerungsprozedur mit Konsultation gestartet. |
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USA |
gestartet |
Q3 2022 |
2.496 – 2.690 |
Ascending Clock Auctionb |
Start: 29.07.2022 |
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