Brief des Vorstandsvorsitzenden
Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,
Liebe Freunde unseres Unternehmens,
hinter uns liegt ein kompliziertes Jahr, denn 2020 hat uns allen viel abverlangt. Wir müssen auf Distanz zu unseren Mitmenschen gehen, wo wir in der Vergangenheit soziale Nähe gesucht haben. Wir tragen im Alltag Masken, treffen uns mit so wenig Menschen wie möglich und arbeiten vielfach aus dem Homeoffice. Das ist für uns alle eine extreme Belastungsprobe, die uns Woche für Woche aufs Neue herausfordert.
Während aber viele Unternehmen durch die Folgen der Coronavirus-Pandemie ins Straucheln geraten, geht es der Telekom wirtschaftlich gut. Mehr noch: 2020 war für die Deutsche Telekom ein Rekordjahr, denn wir haben den höchsten Umsatz unserer Unternehmensgeschichte erzielt. Das hat aus meiner Sicht vor allem zwei Gründe:
- Wir helfen in der Krise. Weil Menschen Verbindung halten und Unternehmen arbeitsfähig bleiben wollen. Ohne unsere stabilen Netze wäre für viele Unternehmen der Betrieb aus dem Homeoffice kaum möglich.
- Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Menschen aus der Technik, die zu unseren Kunden nach Hause kommen, nach Ihrem Anschluss schauen oder am Verteilerkasten schnelles Netz freischalten. Oder in den Shops für unsere Kunden da sind. Und diejenigen, die von zu Hause oder in den Konzernhäusern für unseren Erfolg arbeiten. Ihnen möchte ich ausdrücklich für ihren wertvollen Beitrag unter diesen erschwerten Bedingungen danken. Denn nur dank ihrer Leistung können wir während der Pandemie der Stabilitätsanker sein, auf dessen Infrastruktur sich unsere Gesellschaft jederzeit verlassen kann.
Lassen Sie mich einen Blick auf die derzeitige Lage unseres Unternehmens werfen. Denn die zurückliegenden zwölf Monate waren – unabhängig von Corona – wegweisend für die Deutsche Telekom.
Beim Konzernumsatz sind wir in neue Dimensionen vorgestoßen. Nicht weniger. Denn erstmals erwirtschaften wir in einem Geschäftsjahr mehr als 100 Milliarden Euro Umsatz. Das ist für uns historisch. Maßgeblich dafür ist ein Umsatzplus, das wir durch den Zusammenschluss mit dem Mobilfunk-Anbieter Sprint in den USA erreicht haben. Aber wir wachsen auch organisch. Und wir haben höhere Ergebnisse erzielt. In den USA wie auch im Geschäft diesseits des Atlantiks. Beim bereinigten EBITDA AL (also dem bereinigten EBITDA angepasst um die Abschreibungen von Nutzungsrechten und Zinsaufwendungen für Leasing-Verbindlichkeiten) haben wir unser Ziel für 2020 punktgenau erreicht. Bei den frei verfügbaren Mitteln (Free Cashflow AL) lagen wir ein gutes Stück über der Zielmarke. Die jetzt vorgelegten Zahlen zeigen: Die Deutsche Telekom befindet sich weiterhin auf Wachstumskurs. Und diesen wollen wir beibehalten.
In den USA haben wir dafür die richtige Ausgangslage geschaffen: Durch den Zusammenschluss mit Sprint hat unsere US-Tochter T‑Mobile US jetzt die Chance, die Nummer Eins auf dem wichtigsten globalen Mobilfunk-Markt zu werden. Die neue T‑Mobile US spielt in einer Liga mit den beiden großen Konkurrenten Verizon und AT&T. Das einstige Duopol existiert in der Form nicht mehr. Denn wir schließen auf und haben AT&T nach Kundenzahlen und Service-Umsätzen im Mobilfunk bereits überholt. Durch den Zusammenschluss hat sich unsere Spektrumsposition deutlich verbessert. Heute versorgen wir schon über 100 Millionen Menschen in den USA allein über das „Ultra Capacity“-Band mit extrem schnellem 5G. Bis Ende 2021 wollen wir in diesem Frequenzbereich bis zu 200 Millionen US-Bürger erreichen und ihnen so genau das bieten, was sie von uns erwarten: Das beste landesweite 5G-Netz. Das ist DIE Grundlage für die Fortsetzung unserer erfolgreichen „Un-carrier“-Strategie.
Die besten Netze anzubieten, ist und bleibt unser Anspruch – in den USA und in Europa. Und wir sind bereit, dafür jedes Jahr Rekordsummen zu investieren: 17 Mrd. € sind im zurückliegenden Jahr in erster Linie in unsere weltweiten Netze geflossen, davon 5,5 Mrd. € allein in Deutschland.
Lange Zeit war unser ausgegebenes Ziel, führender europäischer Telekommunikationsanbieter zu sein. Dieses Ziel haben wir erreicht und konnten unsere Stellung im abgelaufenen Jahr noch ausbauen: trotz schwierigem Marktumfeld und trotz negativer Einflüsse durch Corona. Was uns in diesem Zusammenhang besonders freut: Auch den Wert unserer Marke konnten wir steigern. Unser „Magenta T“ ist heute fast 30 % mehr wert, als noch vor einem Jahr. Mit 51,1 Mrd. US-$ liegen wir in dieser Kategorie aktuell vor so traditionsreichen Unternehmen wie Volkswagen und BMW und landen im weltweiten Vergleich auf Platz 23 direkt hinter dem Disney-Konzern.
Ein Blick in die Ertragslage zeigt ebenfalls erfreuliches Wachstum: Insgesamt lag unser Konzernumsatz im vergangenen Jahr bei 101,0 Mrd. €. Das ist ein Plus von 25,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Organisch betrachtet, also bei gleichen Wechselkursen und gleicher Konzernstruktur, stieg der Umsatz um 3,0 %. Beim bereinigten EBITDA AL haben wir uns im Vergleich zum Vorjahreswert um 41,6 % auf 35,0 Mrd. € gesteigert, organisch belief sich das Wachstum auf 7,9 %.
Das alles sind sehr gute Zahlen. Und daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir bei einer Finanzkennzahl nicht gewachsen sind: Unser Free Cashflow AL ist um 10,3 % auf 6,3 Mrd. € zurückgegangen (organisch lag das Minus nur bei 0,6 %). Der Grund dafür sind Folgekosten unseres Zusammenschlusses mit Sprint. Aber die von uns langfristig eingeplanten Synergieeffekte zeigen sich bereits jetzt. Und die negativen Einflüsse haben wir vorausgesehen, denn unser Ziel von 6,0 Mrd. € Free Cashflow AL für 2020 haben wir übertroffen. Damit beweisen wir erneut: Wir wirtschaften sinnvoll und schaffen damit die Basis für zukunftssicherndes Wachstum. Und das ist DIE Grundlage für die Fortsetzung unserer erfolgreichen Konzernstrategie.
Ohne das Vertrauen unserer Kunden in die Deutsche Telekom wäre dies allerdings nicht möglich. Und dass Sie uns vertrauen, hat sich 2020 erneut gezeigt. Im Mobilfunk konnten wir in Deutschland 650.000 Kunden unter unseren Marken „Telekom“ und „congstar“ hinzugewinnen. In den anderen europäischen Märkten haben sich in den zurückliegenden zwölf Monaten 670.000 Kunden für einen neuen Mobilfunk-Vertrag von uns entschieden. Und in den USA hat die größere T‑Mobile US 5,5 Millionen neue Vertragskunden hinzugewinnen können – so viele wie noch nie.
Damit wir auch in Zukunft Menschen von unseren Produkten und Angeboten überzeugen können, brauchen wir moderne Netze. In Deutschland haben wir dafür gebaut: Allein im Mobilfunk sind 1.500 Standorte dazu gekommen. Mit 5G decken wir heute bereits zwei Drittel der Bevölkerung ab; aber wir hören nicht auf, bis alle verbunden sind. Denn digitale Teilhabe für alle ist unsere Top-Priorität. Wir arbeiten auch daran, Funklöcher zu stopfen – zu Hause und unterwegs, auf den Autobahnen und im Zug. Dazu gehen wir ungewöhnliche Wege und arbeiten mit unseren Wettbewerbern Telefónica und Vodafone zusammen. So werden wir über 10.000 „graue“ und „weiße Flecken“ in Deutschland beseitigen.
Gleichzeitig modernisieren wir unser Festnetz: Mittlerweile sind unsere Anschlüsse in Deutschland auf das Internet-Protokoll umgestellt – ein technologischer Meilenstein und ein Mammutprojekt, das wir 2020 abschließen konnten. Wir können jetzt mehr Menschen Breitband-Anschlüsse anbieten. Und dank der neuen Technik sehr viel schneller als bisher. Ein weiterer Vorteil: Wir können die Anschlüsse bei Problemen leichter aus der Ferne warten.
Das kommt an: 2020 haben sich rund 400.000 neue Kundinnen und Kunden in Deutschland für ein Breitband-Produkt der Telekom entschieden. Das ist der höchste Wert seit 2016. Weitere 300.000 sind in unseren europäischen Beteiligungsgesellschaften dazu gekommen.
Und wir geben weiter Gas: Unser wichtigstes Zukunftsprojekt in Deutschland bleibt die flächendeckende Versorgung mit gigabitfähigen Glasfaser-Anschlüssen im Festnetz (FTTH). Hier haben wir das Tempo 2020 massiv angezogen und unsere Ausbauleistung im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt: 2020 haben wir rund 600.000 Haushalte an unser FTTH-Netz angeschlossen, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Aktuell sind wir bei 2,2 Millionen Anschlüssen. Unsere Pläne für 2021 sind ehrgeizig: Wir wollen nochmal verdoppeln und perspektivisch im Schnitt 2 Millionen Anschlüsse pro Jahr schaffen. Denn wir halten an unserem Ziel fest: Bis 2030 soll in Deutschland jeder der 43,5 Millionen Haushalte über die Möglichkeit für einen Glasfaser-Anschluss verfügen können. Einen großen Teil davon werden wir leisten. Wir sind und bleiben die treibende Kraft in Sachen Digitalisierung. Aber eine Jahrhundertaufgabe, wie den Aufbau eines flächendeckenden FTTH-Netzes, können wir nicht allein stemmen. Auch unsere Wettbewerber müssen einen Beitrag leisten. Mit vielen arbeiten wir dabei bereits vertrauensvoll zusammen.
Lassen Sie mich zum Ende dieses Briefes noch ein Thema ansprechen, das in den letzten Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund gerückt ist: Die Rede ist vom Service. Hierfür sind wir in der Vergangenheit oft kritisiert worden, mittlerweile erhalten wir dafür Preise. Warum? Weil wir uns die Anliegen unserer Kundinnen und Kunden zu Herzen genommen und viel Arbeit und Geld in Verbesserungen investiert haben. Und auf die Menschen im Service der Telekom ist Verlass: In Deutschland haben wir erstmalig den sogenannten Service-Grand-Slam geholt. Das bedeutet Doppelsieg für Mobilfunk und Festnetz in den Service-Bewertungen bei den Fachzeitschriften Chip und Connect. Diesen Titel erfolgreich zu verteidigen, ist unser Ziel für 2021.
Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,
ich bin der Überzeugung, dass großen Unternehmen gerade in Krisenzeiten besondere Verantwortung zu kommt. Die Deutsche Telekom wächst und beschäftigt derzeit weltweit 226.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Uns geht es trotz Corona-Krise gut. Und die Deutsche Telekom war schon immer ein Unternehmen, das sich seiner Verantwortung bewusst war. Das bleiben wir auch.
Unser Engagement während der Pandemie zeigt, wie tief die Deutsche Telekom in unserer Gesellschaft verwurzelt ist. Und dass wir uns vor allem dort engagieren, wo Menschen digitale Teilhabe zu verlieren drohen oder benachteiligt werden. Unsere Hilfsprogramme für Senioreneinrichtungen, Privathaushalte und Schulen während des Lockdowns unterstreichen das. Genau wie unser Einsatz gegen Diskriminierung und Hass im Netz.
Dieses hohe Maß an gesellschaftlicher Verantwortlichkeit geht auch auf eine bewegte Historie zurück. Zu Beginn des Jahres 2020 haben wir unseren 25. Geburtstag als AG gefeiert. Und beim Rückblick auf unsere Vergangenheit haben wir gesehen, dass es häufig Ereignisse gab, die unseren Einsatz erfordert haben. Die Rolle der Telekom sehe ich deshalb auch darin, aktiv einzugreifen und mitzugestalten. Das war beim Aufbau-Ost so. Das war beim Oder-Hochwasser so. Das war bei der EU-Osterweiterung so. Und das ist auch während der Coronavirus-Pandemie so. Mir ist deshalb wichtig, dass sich unsere Beschäftigten unserer gewachsenen Verantwortung bewusst sind. Denn die Prämisse „Keine Zukunft ohne Herkunft“ gilt für jede Telekomerin und jeden Telekomer.
Unser Richtmaß für die kommenden Jahre hat Bestand. Bis 2021 soll der Umsatz jährlich im Schnitt um ein bis zwei Prozent steigen, das bereinigte EBITDA soll im Schnitt um zwei bis vier Prozent zulegen und der Free Cashflow durchschnittlich um etwa zehn Prozent pro Jahr wachsen. 2020 war ohne Frage ein erfolgreiches Jahr. Trotz der Krise geht es unserem Unternehmen gut. Das ist alles andere als selbstverständlich. Und das stimmt mich optimistisch, dass wir auch in den kommenden Jahren unsere hoch gesteckten Ziele erreichen werden.
Von diesen Erfolgen sollen auch Sie profitieren. Für das Geschäftsjahr 2020 schlagen wir daher eine Dividende von 60 Cent pro dividendenberechtigter Aktie vor – vorbehaltlich der notwendigen Gremienbeschlüsse und weiterer gesetzlicher Voraussetzungen. Trotz Corona wackeln wir nicht. Denn die Deutsche Telekom ist über alle Bereiche hinweg Ihr verlässlicher Partner.
Beste Grüße
Ihr Tim Höttges