Innovation als Dreiklang
Differenzierung durch und Wachstum aus Innovationen generieren wir auf drei Arten:
1. Eigenentwicklungen
Im Jahr 2022 haben wir laufende Innovationsthemen weiter vorangetrieben, neue Produkte entwickelt und gleichzeitig die Transformation zu einem agileren Unternehmen intensiviert.
- Delivery Innovation: Künstliche Intelligenz treibt interne Digitalisierung, z. B. im Kampagnen-Management oder mit unserem Chatbot Frag Magenta. Mit dem Roll-out des eigenentwickelten Router-Betriebssystem RDK und der Verknüpfung mit der Service-Orchestrierung sowie sprachbasierten Smart-Home- und Medienanwendungen bieten wir eine integrierte, kundenfokussierte Home Experience an, die wir in Zukunft schrittweise weiterentwickeln.
- Capability Innovation: Durch unsere agile Transformation arbeiten mehr als 95 % unserer Mitarbeiter*innen in einem agilen Set-up, was sich auch in der IT-Delivery niederschlägt. So finden über 88 % unserer IT-Deployments außerhalb klassischer Wasserfall-Entwicklungen statt.
Die T-Labs – als Teil der Group Technology – sind der Forschungs- und Entwicklungsbereich der Deutschen Telekom. Tätigkeitsschwerpunkt ist die Übersetzung neuer Technologietrends in greifbare Ergebnisse für das Innovationsportfolio der Deutschen Telekom. Das T-Labs-Team sieht im Kern seinen Auftrag darin, durch begleitende Forschung ein überragendes Kundenerlebnis zu erzielen und disruptive Technologien für Telekommunikationsinfrastrukturen der Zukunft zu erkunden. Unsere aktuellen Forschungsfelder sind Netze der Zukunft und KI, räumliche Computertechnologie (Spatial Computing), dezentrale Systeme und Sicherheit (Network Security & Digital Twin). Von unserem Hauptstandort in Berlin aus arbeiten wir mit zahlreichen Universitäten in der ganzen Welt zusammen.
Unser Ziel aktiver Kooperation mit Universitäten und der akademischen Welt ist es grundsätzlich, Ideen in Handeln umzusetzen. Dies war von Anfang an der Grundgedanke für den Auftrag der T-Labs. Als vertrauenswürdiges Bindeglied zwischen Hochschulen und Wirtschaft sorgen wir für schnellen Zugang zu wissenschaftlicher Innovation sowie Forschung und Entwicklung (F&E) und bereiten so den Boden für unterschiedliche Formen gemeinsamer Kreativität. Von der aktiven Förderung der Zusammenarbeit mit Universitäten durch die T-Labs, gemeinsam mit dem HR-Team der Deutschen Telekom, profitiert der Konzern insgesamt, denn auch Talente werden dadurch auf uns aufmerksam und die Wahrnehmung der Unternehmensmarke in der F&E-Community wird gestärkt.
Mit der dritten Ausgabe der T Challenge starteten die T-Labs im November 2022 zusammen mit T‑Mobile US ihren weltweiten Innovationswettbewerb für Start-ups, Developer und Forschungseinrichtungen. Gesucht werden dieses Mal innovative Lösungen und Ansätze auf Basis von Web3-Technologien für ein humanes Internet. Experten gehen davon aus, dass das Web3 als nächste Generation des Internets das Potenzial hat, das Machtgefüge der derzeitigen zentralisierten Webdienste aufzubrechen und die Macht wieder auf die Nutzer zu übertragen. Dieses auf den Menschen ausgerichtete Internet könnte einen Paradigmenwechsel bei den Geschäftsmodellen für viele digitale Anwendungen bedeuten. Bei der T Challenge arbeiten die T‑Labs und T‑Mobile US eng mit den konzerninternen Stakeholdern zusammen, um konkrete Lösungen für die Telekom zu entwickeln.
Netze der Zukunft & KI. Telekommunikationsnetze zählen zu den komplexesten Strukturen in den Industriegesellschaften unserer Zeit. Die technisch-ökonomische Entwicklung dieser Netze folgt den Grundsätzen der Cloudifizierung, Disaggregation und Automatisierung unter verstärkter Nutzung von Daten und KI. Infolgedessen betreiben wir Forschung im Bereich der datengetriebenen algorithmischen Ansätze für einen optimierten Betrieb und der präventiven Cybersicherheit in Telekommunikationssystemen. Im Fokus der Forschungstätigkeiten der T-Labs stehen weiterhin die Bereiche Open RAN, Cybersicherheit, Quantentechnik sowie Netze der nächsten Generation (6G). Insbesondere 6G ist zum einen eine Weiterentwicklung der aktuellen Technik und zum anderen ein fundamentaler Fortschritt auf Basis umfassender Forschung in den Bereichen KI, Nachhaltigkeit und neue Dienste. Im Berichtsjahr hat die Deutsche Telekom die Federführung bei „6G NeXt“ (Native Extensions for XR Technologies) übernommen. Das Forschungsprojekt ist Teil der Fördermaßnahme „6G-Industrieprojekte zur Erforschung von ganzheitlichen Systemen und Teiltechnologien für den Mobilfunk der 6. Generation“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, an dem sich insgesamt neun Partner aus Industrie und Wissenschaft beteiligen. Ziel des Projekts ist die Erforschung von 6G-Anforderungen für Echtzeit- und anspruchsvolle XR-Anwendungen wie z. B. Antikollisionssysteme und holografische 3D-Kommunikation. Erste 6G-Netze werden voraussichtlich im Jahr 2030 in den Betrieb gehen.
Spatial Computing. Spatial Computing (wörtlich: räumliches Rechnen) konzentriert sich darauf, eine neue Dimension der Benutzerinteraktion für verschiedene Kundensegmente durch Einsatz von XR-Technologien der nächsten Generation und Mensch-Maschine-Schnittstellen zu ermöglichen. Unsere auf smarten Medien basierenden Aktivitäten sorgen für ein nahtloses und konsistentes Kundenerlebnis bei der Nutzung von zukünftigen Produkten und Diensten der Deutschen Telekom. Unsere Mission als Innovatoren, Forscher und Entwickler ist es, eine begeisternde, immersive Welt für unsere Kunden zu schaffen und an den Grundlagen für ein zukünftiges, energieeffizientes Metaverse zu arbeiten. Konkretes Beispiel ist das Projekt „Eco Streaming“, bei dem wir den Energieverbrauch der Komponenten entlang der Medienlieferkette untersucht haben. Zudem wurde gemeinsam mit Partnern das nationale Forschungsprojekt „6G NeXt“ gestartet, indem Anwendungsfälle definiert und implementiert wurden, deren Netzwerk-Anforderungen deutlich über die Möglichkeiten von 5G-Netzen hinausgehen.
Dezentrale Systeme. Bei diesem Forschungsgebiet geht es um die Verteilung der Datenhoheit zwischen verschiedenen Akteuren, ohne dass Vermittler zwischengeschaltet werden müssen. Unternehmen und Einzelpersonen haben gleichermaßen das riesige Potenzial der Distributed-Ledger-Technologie erkannt. Sie ermöglicht Dezentralisierung, schafft Transparenz und gewährleistet Datenintegrität. Gleichzeitig erzielt sie beträchtliche Effizienzgewinne. Ziel ist es, Vertrauen zu ermöglichen, ohne eine Abhängigkeit von einzelnen vertrauenswürdigen Parteien zu schaffen. Zu den Anwendungsfällen in diesem Bereich zählen digitale Identitäten, digitale Geschäftsprozesse, digitales Asset Management und Crypto-Ökonomien.
Network Security & Digital Twin. Die Arbeiten richten sich auf die Entwicklung wissenschaftlicher Werkzeuge für das Studium der drängendsten Fragen für die Telekommunikationsnetze der Zukunft: Sicherheit, Effizienz, Stabilität, Komplexitätsmanagement. In disaggregierten Netzwerk-Architekturen (Open RAN) ist das traditionelle, deterministische Engineering nicht mehr möglich. Als neue Grundlage für Design- und Betriebsoptimierungen werden hochaufgelöste und realitätstreue digitale Abbilder und Simulatoren benötigt (Digital Twin). Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie leisten wir hierzu Beiträge, etwa zur Energieverbrauchsmodellierung von Open-RAN-Architekturen und zur Detektion von logischen Konflikten in der Netzwerk-Steuerung. Die Sicherheitsforschung für die künftigen Telekommunikationsnetze steht vor der Aufgabe, verlässliche, schnelle Analysen aus stetig wachsenden Datenmengen zu extrahieren, konkrete Bedrohungen schnell zu erkennen und geeignete Reaktionen zu empfehlen. Hierzu entwickeln wir KI-Algorithmen, die in der Lage sind, in strukturierten Texten wie z. B. Logs Muster zu extrahieren, die auf Bedrohungen und Angriffe hinweisen. Mit dieser impliziten Methode sind wir klassischen deterministischen Detektionen deutlich überlegen. Das Themengebiet ist an zwei großen Förderprojekten des Bundes beteiligt: „Open Lab“ und „CampusOS“, in denen die Fragestellungen von Netzwerk-Simulation und Sicherheitsforschung gebündelt behandelt werden.
2. Partnerschaften
Um die digitale Transformation erfolgreich umsetzen zu können, greifen wir auch auf die Kompetenzen und Fähigkeiten unserer Partner zurück. Dabei setzen wir u. a. auf die große Innovationskraft aus dem Silicon Valley, aus Israel, China, Korea, Indien, Deutschland und anderen Innovations-Hotspots weltweit. Einige Beispiele für erfolgreiche Partnerschaften stellen wir im Folgenden vor:
- Unsere strategische Beteiligung an dem israelischen Software-Unternehmen Teridion haben wir erweitert und damit die Partnerschaft ausgebaut. Teridion ist einer der führenden Anbieter von Cloud-basierten Konnektivitätsplattformen. Über das Teridion Liquid Network können Unternehmen Cloud-gehostete Konnektivität nach ihren Bedürfnissen dynamisch aufbauen und weltweit nutzen.
- Zusammen mit dem Software-Entwickler Matsuko, Telefónica, Orange und Vodafone möchten wir Hologramm-Kommunikation massenmarkttauglich machen. Damit Hologramm-Telefonie in naher Zukunft jederzeit für jeden zugänglich ist, soll sie mit jedem gängigen Smartphone und einer VR-Brille funktionieren.
- Auch unsere Partnerschaft mit dem Videokonferenz- und Unified-Communications-Anbieter Zoom haben wir weiter intensiviert. Wir bieten unterschiedliche Lösungen für Kommunikation aus einer Hand in Deutschland sowie in weiteren europäischen Landesgesellschaften an.
- Unsere Partnerschaft mit RingCentral haben wir ebenfalls erweitert. Gemeinsam bieten wir eine Ende-zu-Ende-Lösung für Kommunikation und Zusammenarbeit an. Das neue Produkt heißt „RingCentral X powered by Telekom“. Kleine Geschäftskunden, Mittelständler und Großkonzerne können so ortsungebunden arbeiten. Als ein führender Anbieter von globalen Kommunikationslösungen für Unternehmen vereint RingCentral Team-Messaging, Videomeeting, Cloud-Telefonie und Service Center auf einer einzigen Plattform. Über das Mobil- und Festnetz der Telekom kommt der umfassende „Unified Communications as a Service“ (UCaaS) zum Kunden.
3. Start-up-Förderung
Als das führende Start-up-Programm der Telekom verbindet der Tech-Inkubator hubraum externe Start-ups mit relevanten Geschäftseinheiten in unserem Konzern, um gemeinsam innovative Produkte für unsere Privat- und Geschäftskunden anzubieten. Dazu ermöglicht hubraum den Start-ups Frühphasenfinanzierung aus einem eigenen Investment Fund und gezielte Innovationsprogramme mit Blick auf unsere strategischen Wachstumsfelder und Technologien. Außerdem sind weitere, teilweise aufbauende Innovationsprogramme geplant, die sich ebenfalls auf Themen wie Netzwerke, 5G, Augmented Reality oder Nachhaltigkeit konzentrieren.
Seit der Gründung im Jahr 2012 haben wir ein strategisches Investment-Portfolio von über 30 Unternehmen aufgebaut und mit mehr als 350 weiteren Start-ups aus Europa und Israel in Bereichen wie Realtime Gigabit Society (z. B. 5G und Edge Cloud), Smart Data Economy (z. B. KI und Process Automation) und dem Internet der Dinge (z. B. NB-IoT und Industrie 4.0) intensiv zusammengearbeitet. Der hubraum Campus am Standort Berlin – mit einem der ersten 5G-Netze in Europa und Edge-Cloud-Infrastruktur – sowie der Campus in Krakau bieten den Start-ups neben Co-Working-Büroflächen auch exklusiven Zugang zu Netzen, Produktplattformen und Testdaten unseres Konzerns zur Beschleunigung ihres Geschäftsaufbaus. Die hubraum 5G-Prototyping-Initiative wurde im Jahr 2021 mit dem 5G Early Access Program fortgesetzt: Auf dem Berliner hubraum Campus betreibt die Deutsche Telekom ein bisher einmaliges 5G-Testumfeld. In dieser Umgebung konnten Start-ups und Hyperscaler die 5G APIs im Rahmen des ganzjährigen 5G Early Access Program direkt auf einem voll funktionsfähigen 5G-Standalone-Kernnetz testen. Diese Aktivitäten wurden im Jahr 2022 fortgeführt. Im Jahr 2023 werden diese Aktivitäten im Bereich der Developer Relations gemeinsam mit T‑Mobile US weiter ausgebaut. Die Interaktion mit den Entwicklern und ihre systematische Auswertung durch das Research-Team von hubraum leisten wertvolle Beiträge für die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer API-Produkte.
Neben der hubraum 5G-Prototyping-Initiative gab es 2022 weitere Programme und Initiativen:
- Developer Relations: Derzeit ist es für Entwickler schwierig, Telekommunikationsdienste in ihre Applikationen zu integrieren, da dies von der derzeitigen Netzwerk-Architektur nicht unterstützt wird. Um diese Problematik zu lösen, entwickelte hubraum ein Portal mit Zugang zu Network APIs und intensivierte die Bildung einer Expertengruppe rund um dieses Thema. Das Ziel lautet, dass Unternehmen in der Lage sein sollen, ihre Produkte und Dienstleistungen inklusive Telekommunikationsdienstleistungen problemlos anbieten zu können.
- Snapdragon Spaces Programm: Mitte 2022 startete hubraum das Programm gemeinsam mit Qualcomm und T‑Mobile US, in dem 11 Start-ups bei ihrer App-Entwicklung unterstützt wurden. Im Fokus stand Augmented Reality: Apps für Entertainment & Gaming, Bildung & Training und Fitness & Gesundheit. Beim Telekom XR & Metaverse Event im November 2022 wurden in Bonn die Ergebnisse präsentiert.
- hub4industry: Das Konsortium wurde 2019 aus Mitteln des polnischen Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Technologie gegründet. hubraum baut in einem Showroom vor Ort die Fabrik der Zukunft mit einem 4G/5G-Campusnetz auf Basis der typischen Single-RAN-Architektur und einem EPC-Netzwerk auf. Im Jahr 2022 hat sich hubraum mit T‑Mobile Polska als Mitglieder des Konsortiums für das EU-Projekt „European Digital Innovation Hubs“ qualifiziert, das zum Ziel hat, den Digitalisierungsprozess kleiner und mittlerer Unternehmen in Polen zu unterstützen.
Folgende Start-ups haben im Berichtsjahr ein Investment von uns erhalten:
- inStreamly (Polen) betreibt eine interaktive und skalierbare Plattform, über die Werbeinhalte gleichzeitig bei Tausenden von Micro-Streamern platziert werden können.
- Hype Labs (USA, Portugal) entwickelt eine dezentrale Telekommunikationsplattform, mit der einzelne Geräte untereinander ein Mesh-Netzwerk ohne Internet und Infrastruktur aufbauen.
- tagSpace (Australien) stellt eine Plattform zur Verfügung, mit der jeder Nutzer Augmented-Reality-Inhalte ohne zu Programmieren an jedem Ort platzieren kann.
Des Weiteren haben wir das Venture-Studio gegründet – ein Joint Venture von hubraum und Founders Factory – mit dem Ziel, Investments in Start-ups zu bestimmten weiteren für uns wichtige Themen zu tätigen.
(engl.) – Erweiterte Realität. Der Begriff umfasst die Virtualitäts-Zwischenstufen Augmented Reality, Virtual Reality, Mixed Reality und Simulated Reality sowie die potenzielle Weiterentwicklung.
- AR – Augmented Reality (engl.) – Erweiterte Realität. Bezeichnung für die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Diese Information kann alle menschlichen Sinnesmodalitäten ansprechen. Häufig wird jedoch unter erweiterter Realität nur die visuelle Darstellung von Informationen verstanden, also die Ergänzung von Bildern oder Videos mit computergenerierten Zusatzinformationen oder virtuellen Objekten mittels Einblendung/Überlagerung.
- VR – Virtual Reality (engl.) – Virtuelle Realität. Bezeichnet die Darstellung und gleichzeitige Wahrnehmung der Wirklichkeit und ihrer physikalischen Eigenschaften in einer in Echtzeit computergenerierten, interaktiven virtuellen Umgebung. Im Gegensatz zur erweiterten Realität, bei der die Darstellung zusätzlicher Informationen im Vordergrund steht, taucht der Benutzer bei VR komplett in eine virtuelle Welt ein.